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Leben Eduard des Zweiten von England
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von Bertolt Brecht in Zusammenarbeit mit Lion Feuchtwanger, nach Christopher Marlowe
Dies ist die historisch belegte, tragische Geschichte einer großen Liebe zwischen zwei Männern: Eduard II., König von England (1284-1327) und Gaveston, seinem „Günstling“. Diese steht jedoch unter keinem guten Stern unter den Augen der strengen Peers und der unglücklichen Königin Anna, die lange bedingungslos zu ihrem Ehemann steht, dem Vater ihres Sohnes, Prinz Eduard, um dann mehr und mehr an dieser Männerliebe zu zerbrechen.
Und hier beginnt die zweite Geschichte: Leiden Eduards des Zweiten von England. Darin geht es um nichts weniger als um Königsmord. Ein Krimi, an dessen Anfang die Ermordung Gavestons steht, auf dessen Fuß sofort die fürchterliche Rache Eduards folgt, der alle Peers hinrichten lässt und nur Mortimer, aus einer selbstzerstörerischen Laune heraus, am Leben lässt. Ein fataler Fehler, wie sich zeigen wird. Denn eben jener entdeckt die Lust in sich, „abzuziehen die Haut dem Tiger“ und wird zum machtbesessenen Intriganten.
Eduards Passionsgeschichte findet ihr klägliches Ende in der Kloake von London. Gefoltert, gedemütigt und bis zum Halse in den Fäkalien seines Volkes stehend, weigert er sich bis zum Ende, die Krone abzulegen und bezahlt diesen Entschluss mit seinem unglücklichen Leben.
Bertolt Brecht schrieb dieses Drama 1924 zusammen mit Lion Feuchtwanger nach Christopher Marlowes Historie von 1592, anlässlich seiner allerersten Regiearbeit an den Münchner Kammerspielen. Brechts Stück übertrifft Marlowes in Tiefe und dramatischem Handwerk bei weitem. Sein Genie ist schon voll am Werk und zeigt die Sinnlosigkeit menschlichen Ehrgeizes und die blinden Verdrehungen des Schicksals. Einige grundlegende Entdeckungen des epischen Theaters machte Brecht bereits mit diesem frühen Werk.
Ein wortgewaltiges, großes und selten gespieltes Drama, mit einer heute noch aktuellen und überraschend modernen Fabel über die Unmöglichkeit, in gewissen gesellschaftlichen Zwängen seine sexuelle Orientierung auszuleben, ohne dafür an den Pranger gestellt zu werden. Ein Stück über Männer, die keine „echten Männer“ sein können, über Frauen, die von Opfern zu Tätern mutieren und über Politiker, die zu Tyrannen werden.
Regie: Kai Frederic Schrickel
Ausstattung: Hannah Hamburger
Regieassistenz: Falk Strehlow
Es Spielen: Laurenz Wiegand, Mark Harvey Mühlemann, Magdalena Thalmann, Marius Mik, Maxim Agné, Andreas Erfurth und Alexander Jaschik
Dauer: 2 Std. 25 Minuten (mit Pause)
Produktion: NEUES GLOBE THEATER Potsdam
Gefördert durch die Landeshauptstadt Potsdam
Foto: Philipp Plum
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